„Die Corona-Krise ist nicht nur eine wirtschaftliche Herausforderung für die Menschen, sondern auch eine für die Gesundheit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Hier vor allem für das psychische Wohlbefinden. Wie eine aktuelle Studie der Donau-Universität Krems zeigt, sind in Österreich depressive Symptome von etwa vier Prozent während der Ausgangsbeschränkungen auf über 20 Prozent angestiegen. Besonders belastend ist die Situation für Erwachsene unter 35 Jahren, Singles, Arbeitslose und Frauen gewesen. Nicht zuletzt die Mehrfachbelastung von Frauen, die den Spagat zwischen Homeoffice, Homeschooling und Haushalt bewältigten mussten, könnte für diese Entwicklung ausschlaggebend gewesen sein“, macht die Bundesvorsitzende der ARGE Frauen im ÖAAB und Salzburger Nationalratsabgeordnete Gertraud Salzmann aufmerksam.

„Hier gilt es nun besonders aufmerksam hinzuschauen. Gerade wir als Arbeitnehmerinnenvertretung müssen aus der Krise eine Lehre ziehen und auf die psychische Gesundheit der Arbeitnehmerinnen unsere Aufmerksamkeit legen. Das Krankheitsbild einer Depression und das eines Burnouts ähneln sich stark, und oftmals liegt hinter einem Burnout eine Depression. Hier müssen wir die Frauen besser schützen. Die Mehrfachbelastung der vergangenen Wochen darf nicht unterschätzt werden“, so Salzmann weiter.

„Auch wenn z.B. Homeoffice zwar durchaus als Benefit gesehen werden kann, ist die ständige Erreichbarkeit für viele Frauen und auch Männer sehr belastend. In den letzten Jahren kommt es immer häufiger vor, dass die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen und Arbeitnehmerinnen auch in ihrer Freizeit weiterarbeiten. Mobile Informations- und Kommunikationsmedien wie Notebooks und Smartphones haben es möglich gemacht. Die ständige Konfrontation mit der Arbeit kann zu Überbelastung, einem Unruhezustand und Stress führen. Im schlimmsten Fall sogar ein Burn-Out auslösen oder in eine Depression“, erklärt die Nationalratsabgeordnete.

„Auch die Familie, der Partner und der Freundeskreis leiden darunter, denn häufig müssen Freizeitaktivitäten verschoben werden, wenn die Arbeit ruft. Hier gilt es die Frauen besonders zu schützen. Das österreichische Arbeitsrecht sieht hier bereits klare Regelungen vor. So muss man weder im Krankenstand noch im Urlaub ständig erreichbar sein. Erreichbar muss man hier nur im Sonderfall sein, z.B. wenn der Arbeitgeber durch das Fehlen einer unbedingt erforderlichen Information wirtschaftlichen Schaden erleiden würde und der Genesungsprozess dadurch nicht beeinträchtigt wird. Aber es geht auch um die eigene Disziplin und auch um die Disziplin des Arbeitgebers. Deswegen ist es wesentlich, auf diese Situation und auf mögliche daraus resultierende Krankheiten aufmerksam zu machen, und einen Umdenkprozess in den Köpfen zu starten. Denn was im 20. Jahrhundert Herz-Kreislauf-Erkrankungen waren, sind im 21. Jahrhundert die psychischen Erkrankungen, wie Burnout, die es zu verhindern gilt“, so die ÖAAB-Frauenvorsitzende.

„Hier muss es zu einer Bewusstseinsbildung kommen, dass es wichtig ist, ab und zu einfach abzuschalten. Und gleichzeitig muss den Frauen, die sich bereits jetzt in einer psychisch-angespannten Lage befinden, der Zugang zu einer Therapie leichter ermöglicht werden. Die Therapie auf Krankenschein ist zwar bereits möglich, dennoch ist das Angebot leider zu klein. Hier müsste die Leistungsabgeltung der ÖGK für die Therapeutinnen und Therapeuten deutlich erhöht werden, um damit die Bezahlbarkeit für mehr Patientinnen zu gewährleisten, und mehr Plätze zu schaffen. Wir müssen Lehren aus der Krise ziehen, und die psychische Gesundheit bei Frauen – aber auch bei Männern – ernst nehmen. Deshalb nehmen wir den Internationalen Frauengesundheitstag zum Anlass uns, in Erinnerung zu rufen, dass es unser Ziel sein muss, psychische Erkrankungen zu bekämpfen“, so Salzmann abschließend.