Der Meister ist nun gleich viel wert wie ein Bachelor
Gleichstellung im Bildungsniveau soll bessere internationale Vergleichbarkeit bringen.
Die Qualifikation eines Meisters steht ab sofort auf derselben Bildungsstufe wie der Ingenieur und der akademische Abschluss Bachelor. Denn ein entsprechendes Prüfungsverfahren, beantragt vom Wirtschaftsministerium, fiel positiv aus. Im achtstufigen Nationalen Qualifikationsrahmen (NQR), der sich an europaweit gültigen Richtlinien orientiert, steht nun der Meister auf Level 6. Eine Zusammenfassung, was das bedeutet und was nicht, und wie jemand überhaupt Meister wird.
Was soll diese Einstufung den österreichischen Meistern bringen?
In erster Linie Transparenz und internationale Vergleichbarkeit. Die Niveaustufe 6 signalisiert, dass es sich bei der Meisterprüfung um einen Abschluss auf höherer Qualifikationsebene handelt. Denn in der EU ist eine duale Lehrausbildung mit späterer Möglichkeit, die Meisterprüfung abzulegen, nicht überall die Regel. Nicht jeder weiß, welche Qualifikationsstufe dahintersteckt. Mit Level 6 sind nun österreichische Meister auch im europäischen Qualifikationsrahmen auf diesem Niveau eingestuft.
Welcher Vorteil entsteht daraus?
In der EU tätige Unternehmen können das Know-how ihrer Mitarbeiter entsprechend darstellen. Das ist bei internationalen Ausschreibungen wichtig. Bis dato war oft schwer klarzumachen, dass Meister zu den wichtigen Säulen einer Belegschaft zählen und es sich um qualifizierte Leute handelt, die bei einem Projekt zum Einsatz kommen.
Kann ein Meister ein Studium beginnen?
Das kann er jetzt schon, nämlich an einer Fachhochschule. Für den Besuch einer Universität braucht es Matura oder eine positiv abgelegte Studienberechtigungsprüfung. Die NQR-Zuordnung des Meisters auf das Bachelor-Niveau bedeutet keine Gleichwertigkeit im Sinne des Hochschulrechts. Eine Berechtigung zum Masterstudium ist damit nicht verbunden.
Bedeutet das, dass Meister laut Kollektivvertrag in eine höhere Stufe kommen?
Nein. In der Privatwirtschaft wird nicht nach Qualifikation, sondern nach der Art der Tätigkeit bezahlt. Die Einstufung im NQR hat keine Auswirkung darauf.
Wie sieht eigentlich der klassische Bildungs- und Berufsweg eines Meisters aus?
Nach dem Lehrabschluss sind sie als Gesellen mindestens zehn Jahre in ihrem Beruf tätig. Kurse, wie sie etwa das Wifi anbietet, bereiten auf die Meisterprüfung vor. Viele Kandidaten sind etwa 30 Jahre alt, wenn sie bei den Meisterprüfungsstellen der Wirtschaftskammern zur Prüfung antreten. Diese besteht aus fünf Modulen, die nacheinander absolviert werden. Das fachliche Wissen wird praktisch, mündlich und schriftlich geprüft. Hinzu kommen die Unternehmer- und die Ausbildner-Prüfung.
Wie viele frischgebackene Meister gibt es in Österreich jährlich?
Rund 5000 Personen im Jahr – die Tendenz ist leicht steigend.
Laut einer Studie des ibw – Institut für Bildungsforschung – üben drei Viertel der jungen Meister danach eine Führungsposition aus, ein Viertel machte sich selbstständig.